Bodenbelag im Ladengeschäft verlegen: Was rät die Expertin?

Ladenboden in Holzoptik in einem Weingeschäft
Ladenboden in Holzoptik in einem Weingeschäft

Wer ein eigenes Ladengeschäft eröffnet oder ein bestehendes renovieren möchte, bekommt es im Wesentlichen mit vier Gewerken zu tun: Wand, Decke, Licht und Boden. Je nach verfügbarem Budget, überlassen Ladenbetreibende alle vier Gewerke ihrem beauftragten Ladenbaubetrieb oder führen bis zu drei der Gewerke in Eigenleistung aus. Für die Arbeiten an Beleuchtung und Elektrik wird in der Regel handwerkliches Fachpersonal hinzugezogen. Sicherheit geht vor.

Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, den Boden in Ihrem Geschäft selbst zu gestalten, bietet der Markt viele mögliche Lösungen. Als Fachhändler stehen wir diesem Angebot jedoch zwiespältig gegenüber: Einerseits freuen wir uns über das Kaufinteresse an Klick-Vinylböden und anderen leicht zu verlegenden Bodenbelägen. Andererseits wissen wir um deren Nachteile auf stark beanspruchten Flächen. Deshalb raten wir in gewerblichen Räumen stets zu Klebeböden, die für ein optimales Ergebnis von einem Fachbetrieb verlegt werden sollten.

Unser Expertin: Angela Krause vom Deutschen Ladenbau Verband (dLv)

Neben der Verlegetechnik gibt es bei der Wahl eines Ladenbodens noch weitere Aspekte zu beachten. Welche das sind, weiß am besten jemand, der sich mit Ladenbau auskennt. Deshalb haben wir uns an Angela Krause gewandt. Sie ist Leiterin der Geschäftsstelle des Deutschen Ladenbau Verbands in Würzburg. Der dLv ist die führende Organisation für Ladenbauunternehmen und ihre Partner in Deutschland. Sie bildet ein Netzwerk mit allen relevanten Bereichen des Ladenbaus, das Produzierende, Planende, Dienstleistungsunternehmen, Generalunternehmerinnen und Generalunternehmer sowie eine Reihe weiterer Akteure zusammenbringt. Ihr gemeinsames Ziel besteht darin, moderne, innovative Ladengeschäfte (fachsprachlich: "Stores") zu bauen, um die Zukunft des stationären Einzelhandels zu sichern.

Logo: Deutscher Ladenbau Verband (dLv)

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Der Bodenbelag ist Teil des Gesamtkonzepts eines Ladens

BodenFuchs24: Frau Krause, was verbindet Sie persönlich mit dem Thema Ladenbau?

Angela Krause: Beruflich komme ich nicht aus dem Ladenbau. Ich bin Juristin, was in der Führungsebende von Verbänden nicht unüblich ist. Unsere Mitglieder sind ja Wirtschaftsunternehmen. Da ich seit über zwanzig Jahren für den dLv tätig bin, würde ich dennoch behaupten, dass ich mich mit dem Ladenbau auskenne und weiß, wie ein guter Store aussehen muss. Aber Sie haben ja ohnehin nach der persönlichen Verbindung gefragt, und die sehe ich in meiner Rolle als Kundin. Ich gehe gerne einkaufen, nicht nur in Innenstädten, sondern auch in der dörflichen Umgebung rund um mein Zuhause. Mich im Buchladen um die Ecke beraten zu lassen, ist mir lieber, als bei Amazon zu stöbern und mich in dem riesigen Sortiment zu verlieren. Ohnehin schätze ich den kommunikativen und sozialen Aspekt des Einkaufens und warte daher auch gerne zwei Tage auf ein Buch, das der Buchhändler für mich bestellt hat.

BF24: Worauf achten Sie als Erstes, wenn Sie in ein Ladengeschäft kommen?

Angela Krause: Auf jeden Fall auf die Orientierung. Ein Laden muss übersichtlich sein! Also gut einsehbar und vom Aufbau her intuitiv. Dann kann der Grundriss auch verwinkelt sein. Ein aufgeräumtes und schönes Store-Bild schafft es, die Kundschaft in einen Laden hineinzuziehen. Und wenn sie erst einmal dort angelangt ist, muss sie sich wohlfühlen können, ohne eigentlich zu wissen, warum. Es muss intuitiv geschehen.

BF24: Welche Rolle spielt in Ihren Augen der Boden bei der Gesamtwirkung eines Ladengeschäfts? Hat er den gleichen Stellenwert wie Wand, Decke und Licht?

Angela Krause: Bei der Frage darf man eines nicht außer Acht lassen: Die Hierarchie der Sinne bei der Kaufentscheidung! Ein Großteil der Marketingaktivitäten konzentriert sich auf die Augen und das Sehen. Dabei lassen wir uns mindestens ebenso stark vom Geschmacks- und Geruchssinn beeinflussen. Wie es in einem Laden riecht, kann am Ende über unseren Gesamteindruck entscheiden; also nicht nur, ob die Kundschaft kauft, sondern auch, ob sie wiederkommt. Daher haben neben Wand, Decke, Licht und Boden auch der Duft respektive die Belüftung einen hohen Stellenwert.

Der Stellenwert des Bodens wiederum ist mit zweierlei Maß zu messen: Für den Handel hat er einen hohen, weil er sein Angebot und seine Ladeneinrichtung darauf abstellt. Und dafür benötigt er entsprechend stabile und langlebige Bodenbeläge. Außerdem möchte er einen hohen Pflege- und Reinigungsaufwand vermeiden. Im weiteren Sinne können Bodenbeläge auch eine segmentierende Funktion haben, das heißt, dass verschiedene Ladenbereiche mit ihrer Hilfe optisch aufgeteilt und unterscheidbar gemacht werden. Ein einfaches Beispiel dafür sind Laufwege, die sich mithilfe eines anderen oder andersfarbigen Bodenbelags von Präsentationsflächen absetzen. Andererseits legen viele Ladenbetreibende Wert darauf, dass die Ware dominiert und das Store-Bild prägt. In solchen Fällen ist es wichtig, dass der Boden so weit wie möglich in den Hintergrund tritt.

Für die Kundschaft haben Ladenböden ohnehin keinerlei Stellenwert. Freilich mag es Ausnahmen geben – ich kann nicht für jedes Geschäft sprechen –, aber aus meiner Sicht darf Boden im Handel weder auffallen, noch stören. Er muss vor allem eines: Sicherheit bieten! Als Kundin möchte ich mich ungestört durch einen Laden bewegen können, ohne auf Stolperfallen, Kanten oder Ähnliches achten zu müssen.

Ladenboden in Holzoptik in einem Modegeschäft

Verlegung eines Ladenbodens ist beim Fachbetrieb in besseren Händen

BF24: Wie sollte Ihrer Meinung nach also ein guter Ladenboden beschaffen sein – speziell auf den Verkaufs- und Präsentationsflächen?

Angela Krause: Nur auf die Gefahr hin, dass man mich sonst missversteht: Ein festes Erfolgsrezept für ein schönes und erfolgreiches Store-Bild gibt es nicht. Stattdessen ist jeder Laden als individueller Fall zu betrachten, weil er zum Angebot, zu den Betreibenden, zu seiner Umgebung und in erster Linie natürlich zu seiner Zielgruppe passen muss. Die Kundschaft sollte ein gutes Gefühl bekommen, wenn sie einen Laden betritt. Aufenthaltsqualität ist das A und O. Ein Ladenboden, der Sicherheit gibt, zur Orientierung beiträgt und nicht der Ware die Schau stiehlt, ist meistens die richtige Wahl – aber eben nur ein Bestandteil des Gesamtkonzepts.

BF24: Viele Bodenbeläge lassen sich heute auch ohne größere handwerkliche Vorkenntnisse verarbeiten – denken wir beispielsweise an die verschiedenen Designböden mit Klicksystem. Halten Sie es für eine gute Entscheidung, wenn sich Ladenbetreibende selbst an die Arbeit machen? Oder anders formuliert: Wann sollte man die Bodenrenovierung und -gestaltung lieber einem Fachbetrieb überlassen?

Angela Krause: Wie heißt es so schön? "Ein Laie kann niemals den Fachmann ersetzen." Richard A. Kille, Sachverständiger und Leiter des Instituts für Fußboden- und Raumausstattung Köln, kann einem in dieser Hinsicht die Augen öffnen. In seinen Fachbeiträgen und Vorträgen berichtet er immer wieder davon, dass selbst Fachleute – also Bodenlegebetriebe – die abenteuerlichsten Fehler bei der Umsetzung machen. Deshalb kann ich Ladenbetreibenden nur dazu raten, die zu erbringende Eigenleistung nicht zu unterschätzen. Sie sollten sich bewusst sein, dass Bodenbeläge nur so gut sind wie der Untergrund, der sie trägt. Das ist übrigens ein Zitat von Herrn Kille. In unserem dLv-Trendreport 2020-2023 hat er verschiedene Fälle dokumentiert, in denen Ladenbetreibende nach dem Motto verfahren sind: "Da legen wir einfach was drüber". Selbst Fachleute unterschätzen häufig, dass unter einem vermeintlich gut verspachtelten Untergrund eine umfangreiche Fußbodensanierung lauern kann.

BF24: Angenommen, ich bin ein Einzelhändler und folge Ihrer Argumentation: Sollte ich mich dann eher an einen Ladenbau- oder an einen Bodenlegebetrieb wenden?

Angela Krause: Ein Gesamtkonzept lässt sich mit einem Ladenbaubetrieb am besten umsetzen. Doch auch diese Unternehmen behalten nicht immer alles in der eigenen Hand. Wenn sie beispielsweise kein eigenes Personal für die Bodenverlegung beschäftigen, haben sie dafür externe Fachleute an der Hand. Oder sie wenden sich an den Hersteller des gewählten Bodenbelags, um sich Fachbetriebe von ihm empfehlen zu lassen. Bei Handelsketten läuft es nochmal anders: Hier wird meist eine Generalunternehmerin oder ein Generalunternehmer eingesetzt. Als Schlüsselpersonen beauftragen und managen sie die einzelnen Gewerke für Wand, Decke, Boden etc.

Bodenbeläge für individuelle Ladenkonzepte

Ladengeschäfte werden immer individueller gestaltet

BF24: Beobachten Sie beim Blick auf Ladenböden so etwas wie aktuelle Trends?

Angela Krause: Grundsätzlich muss ich sagen, dass die Situation heute eine andere ist als vor zwanzig Jahren: Absolute Aussagen zu Trends, wie man sie damals treffen konnte, sind heute unmöglich. Der Trend ist eher, dass es keine Trends mehr gibt. Jeder macht, was er will – und das ist gut so! Denn wie schon gesagt: Das Gesamtkonzept ist individuell. Es muss zum Laden passen. Und die wichtigste Frage, die Ladenbetreibende sich stellen sollten, liegt immer im Trend. Nämlich: "Wie kann ich attraktiv bleiben?"

BF24: Ein gesellschaftlicher Trend sind Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Kommt der Handel beim Ausbau und der Gestaltung von Ladengeschäften daran noch vorbei?

Angela Krause: Richtig, das ist ein Trend, und der Handel müht sich wirklich, ihm zu folgen. Allerdings ist es am Ende eine Frage des Preises – warum sollte der Handel ihn bezahlen, wenn ihn die Kundschaft nicht bezahlen möchte? Ungeachtet dessen gibt es einige Vorreiter; vor allem Unternehmen, zu deren Selbstbild es gehört, klimafreundlich und nachhaltig zu sein. Für sie ist es ein Muss, das Store-Bild entsprechend zu gestalten. Bleibt dann zu hoffen, dass die Kundschaft es wahrnimmt und honoriert. Sie wird sich im Übrigen auch daran gewöhnen müssen, dass Store-Bilder nicht mehr aller drei Jahre komplett umgestaltet werden können, weil Nachhaltigkeit bedeutet, dass es mehr Um- als Neubau gibt.

Bereits jetzt kenne ich Beispiele, bei denen Händler die Ladeneinrichtung teilweise von Vorbesitzern übernommen und dann aufgearbeitet haben. Bei Holz- oder Parkettboden mag das möglich sein, bei anderen Bodenbelägen sicher nur eingeschränkt; aber wenn es ihre Qualität hergibt, sollte ihre Haltbarkeit ausgeschöpft werden. Ein Designboden kann ja tatsächlich zehn bis zwanzig Jahre liegen bleiben.

BF24: Das können wir bestätigen. Viele Hersteller geben entsprechende Garantien. Eine fachgerechte Verlegung vorausgesetzt. Daher möchten wir an dieser Stelle noch einmal Ihre klare Empfehlung hervorheben, lieber auf Fachleute zu vertrauen als sich in Eigenleistung zu versuchen. Haben Sie vielen Dank, dass Sie sich für uns Zeit genommen haben, Frau Krause. Wir wünschen Ihnen, dem dLv und seinen Mitgliedern alles Gute – und natürlich eine rosige Zukunft für den stationären Einzelhandel!

Fazit

  1. 1 Die Kundschaft sollte nicht auf einen Ladenboden achten (müssen)

Ein guter Ladenboden fällt nicht auf und verleiht der Kundschaft ein sicheres Gefühl beim Stöbern. Im Prinzip kommt jeder Bodenbelag infrage, der auf seine Weise zur Aufenthaltsqualität im Ladengeschäft beiträgt und zugleich zum Gesamtkonzept passt. Neben den grundlegenden Aspekten wie Angebot, Präsentationsweise, Atmosphäre, Orientierung u. a. sollte das Konzept auch berücksichtigen, in welcher regionalen und architektonischen Umgebung sich das Ladengeschäft befindet. Sie sollten sich nicht für einen Bodenbelag entscheiden, der im Widerspruch zu dieser Umgebung steht – z. B. ein Designboden in Marmoroptik in einem Hofladen.

  1. 2 "Der Laie ersetzt den Fachmann nicht"

Die Gefahr, dass beim Verlegen in Eigenleistung etwas schiefgeht, sollten Sie nicht unterschätzen! Gerade beim Renovieren von Ladengeschäften stößt man häufig auf Probleme, die tief im Untergrund liegen, weil in früheren Fällen bereits unsauber gearbeitet wurde. Eine fachgerechte Bodenverlegung ist dann nicht möglich. Erst muss eine Fußbodensanierung durchgeführt werden, die nicht ohne Fachbetrieb zu realisieren ist.

  1. 3 Wenn es einen Trend gibt, dann heißt er: mehr Nachhaltigkeit!

Trends sind im Ladenbau nicht mehr so deutlich auszumachen wie früher, weil sich die Store-Bilder immer mehr individualisieren. Der gesellschaftliche Trend zu mehr Nachhaltigkeit geht jedoch auch am Handel nicht spurlos vorüber. Ohnehin schon unter Kostendruck, tut dieser sich allerdings schwer, seine Ladenbau-Konzepte komplett umzustellen. So passen etwa umweltfreundliche Bioböden kaum zu den begrenzten Budgets. Um innerhalb des Budgetrahmens zu bleiben, können Sie sich alternativ für langlebige Designböden entscheiden. Sie bis zur Garantiegrenze zu nutzen und nicht frühzeitig auszutauschen, schont Ressourcen, und ist damit auch im Sinne des Nachhaltigkeitsgedankens!