

Innenarchitekten und Bodenleger können ein Lied davon singen – so oft, wie Sie Ihrer Kundschaft bereits erklärt haben, in welche Richtung man einen Vinylboden verlegen sollte und in welche nicht. Der Einfluss, den der Bodenbelag auf die Atmosphäre und Wirkung eines Raums nehmen kann, wird oft unterschätzt. Auf den ersten Blick ist er nur einer von vielen Faktoren – angefangen bei der Breite und Länge des Raums über seine Wandfarbe(n) bis hin zum Lichteinfall und der Anzahl seiner Fenster. Doch schnell wird klar: All diese Faktoren sind nicht ohne Weiteres veränderbar! Ist der Bodenbelag erst einmal ausgewählt, bestellt und geliefert, bleibt seine Verlegerichtung im Grunde die einzige Stellschraube, an der man noch drehen kann.
Wenn Sie Ihren neuen Vinylboden gerade auswählen oder ihn bereits bestellt haben, ist der Zeitpunkt gekommen, sich über seine bestmögliche Ausrichtung Gedanken zu machen. Was es dabei zu beachten gilt, fassen wir in diesem Beitrag für Sie zusammen.
Was ist eigentlich die Vinyl-Verlegerichtung?
Bevor wir uns dem Thema Verlegerichtung widmen, gehen wir zuerst den Grundbegriffen nach. Was ist eigentlich ein Vinylboden? – Die Antwort lautet: ein Bodenbelag aus Polyvinylchlorid (PVC). Kombinationen mit anderen Materialien wie hochdichte Faserplatte, Mineralgemischen oder modernen Verbundstoffen sind möglich. Da das Grundmaterial sehr hart ist, werden bei der Verarbeitung Zusätze wie Weichmacher dazugegeben. Waren diese früher als gesundheitsschädlich verrufen, setzen Hersteller heutzutage auf gesunde und umweltverträgliche Zusätze.
Vinylboden gibt es nicht nur in verschiedenen Formaten wie Planken, Dielen und Fliesen, sondern auch in verschiedenen Farben, Optiken und Haptiken. Und hier kommt die Verlegerichtung ins Spiel: Sie beeinflusst unseren Blick auf die ästhetischen Besonderheiten der Beläge. Wussten Sie beispielsweise, dass sie kleine Räume größer wirken lassen kann? Und dass große Räume mit einem passend verlegten Bodenbelag eine bessere Struktur bekommen, die ihre Ausmaße erst zur Geltung kommen lässt?
Beliebte Vinylböden im Überblick
So richten Sie den Vinylboden richtig aus – 3 Grundregeln
Angesichts ihres Effektes mag es beruhigen, dass im Grunde nur zwei Verlegerichtungen zur Auswahl stehen: längs und quer.
- Längsverlegung bedeutet, dass die Belagsstücke parallel zu den längeren Wänden eines Raums ausgerichtet werden.
- Querverlegung bedeutet, dass die Belagsstücke parallel zu den kürzeren Wänden eines Raums ausgerichtet werden.
Bei Räumen, die relativ gleichseitig geschnitten sind, können Sie sich auch an der größten Lichtquelle orientieren. Was dabei zu beachten ist, erfahren Sie weiter unten im Beitrag.
1. Vinyl-Verlegerichtung in schmalen Räumen
Schmale Räume wirken oft wie ein Schlauch. Mit einer Querverlegung des Vinylbodens können Sie diesem Eindruck entgegensteuern. Durch die Querverlegung der Planken, Dielen oder Fliesen wirkt der Raum etwas breiter und nicht mehr so langgestreckt. Wir erinnern uns: Querverlegung bedeutet, dass Sie die Belagsstücke parallel zu den kürzeren und quer zu den längeren Wänden eines Raums ausrichten.
2. Vinyl-Verlegerichtung in breiten Räumen
In breiten Räumen sollten Sie auf die Querverlegung verzichten! Richten Sie die Belagsstücke in solchen Räumen quer aus, droht der Raum überproportional breit zu wirken. Längs verlegte Vinylplanken verlängern den Raum hingegen optisch, sodass er mehr Tiefenwirkung bekommt.
3. Vinyl-Verlegerichtung an der Decke ausrichten
Auch die Deckengestaltung beeinflusst die Raumwirkung und sollte bei der Verlegung von Vinylboden berücksichtigt werden: Ist die Decke beispielsweise mit Paneelen verkleidet, sollten Sie die Belagsstücke in die gleiche Richtung verlegen, in der die Deckenpaneele befestigt wurden. Wenn Sie den Vinylboden in eine andere Richtung verlegen, würde das beim Betrachter für Irritationen sorgen; insbesondere bei Räumen mit niedrigen Decken. Für das menschliche Auge scheinen sich die gegenläufig ausgerichteten Oberflächen von Boden und Wand buchstäblich "über Kreuz" zu liegen. Dies sorgt eher für Unruhe als für Harmonie.
Ein ähnlicher Effekt entsteht übrigens, wenn der Vinylboden auf eine Wand ausgerichtet wird, die eine quer zum Belag ausgerichtete Wandverkleidung aufweist. Umgekehrt scheinen längs zum Belag ausgerichtete Wandpaneele den Boden zur Decke hin zu verlängern.

Verlegerichtung in angrenzenden Räumen beachten!
Wer die Grundregeln 1 bis 3 schlüssig findet, kann dennoch einen berechtigten Einwand gegen sie erheben – und zwar, dass Räume miteinander verbunden sind und daher nicht unbedingt einzeln in Betracht gezogen werden können. Das Paradebeispiel dafür bilden Räume, die an offenen Durchgängen aneinandergrenzen. Aber selbst Türen werden ab und zu geöffnet oder offen stehen gelassen, sodass sie den Blick von einem in den anderen Raum freigeben. Soll in diesen Räumen ein einheitlicher Vinylboden verlegt werden, ergibt sich ein harmonisches Gesamtbild, wenn seine Verlegerichtung von einem zum anderen Raum beibehalten wird. Aber auch verschiedene Vinylboden-Modelle können "nebeneinander" harmonischer aussehen, wenn sie in die gleiche Richtung verlegt sind; vor allem, wenn sie eine ähnliche Holz- oder Fliesenoptik aufweisen.
Ein Raum, der bei der Festlegung von Verlegerichtungen eine besondere Rolle spielt, ist der Flur. Er ist mit den meisten Räumen einer Wohnung oder eines Geschäftsraums verbunden. Wenn Sie die Verlegerichtung Ihres Flurbodens festlegen, sollten Sie sich also bewusst sein, dass Ihre Entscheidung Auswirkungen auf alle angrenzenden Räume hat!
Wirkung der Fenster auf die Verlegerichtung
Bei der Verlegerichtung gibt es eine weitere Regel. Sie bezieht sich auf die natürliche(n) Lichtquelle(n) eines Raums: Demnach sollte der Bodenbelag immer nach dem Lichteinfall des Fensters ausgerichtet werden, das als Hauptlichtquelle fungiert. Sie können auf diese Weise zweierlei Effekte erzielen:
- Verlegung längs zum Lichteinfall: Fugen im Bodenbelag fallen nicht auf
- Verlegung quer zum Lichteinfall: Fugen im Bodenbelag werden betont
Richten Sie die Belagsstücke längs zur Lichtquelle aus, werden mögliche Unebenheiten und Fugen im Bodenbelag kaschiert und seine Oberfläche als harmonisches Gefüge betont. Gleichzeitig wirkt der Belag so, als trüge er das Licht in den Raum hinein. Dies lässt die Umgebung für den Betrachter freundlicher und heller wirken.
Die Verlegerichtung quer zum Lichteinfall wirkt vor allem in großen Räumen reizvoll. Die parallel verlaufenden Fugen zwischen den Belagsstücken werfen intensivere Schatten und fallen dadurch mehr auf. Diese Richtung sollten Sie favorisieren, wenn Sie das Dekor respektive die Textur Ihres Vinylbodens besonders hervorheben möchten.
Was aber, wenn es mehrere Fenster in einem Raum gibt? – In diesem Fall kann die diagonale Verlegung sinnvoll sein. Mit ihr entsteht eine spannende Bodenwirkung, die in abwechslungsreichen Kontrast zu den Konturen des Zimmers tritt.

Das Dekor – Faktor X bei der Ausrichtung des Vinylbodens
Wie eingangs erwähnt, hat auch das Dekor eines Vinylbodens Einfluss auf seine räumliche Wirkung. So verleiht Vinylboden mit Fischgrät-Optik großen Räumen vornehme Eleganz, kann dafür aber kleine Räume mit seinen Details überladen. Wenn Sie grundsätzlich zu einem Dekor mit markantem Muster oder auffälliger Textur tendieren, empfehlen wir – wenn möglich – den Raumplaner des Herstellers zu nutzen oder sich von unserer Kundenberatung ausführlich zur Verlegerichtung beraten zu lassen!
Unser Tipp: Auch der Farbton eines Vinylbodens verändert einen Raum grundlegend. Kleine Zimmer mit niedriger Decke sollten Sie mit einem hellen Boden auslegen, um eine offene Wirkung zu erzielen. Kombinieren Sie diesen mit einer hell gestrichenen Decke, wirkt der Raum höher. Altbauten hingegen sollten Sie mit dunklen Böden ausstatten. Das reduziert die Höhe des Raumes aus Sicht des Betrachters.
Fazit
Wir würden uns freuen, wenn wir Ihre Überlegungen mit unseren Anregungen buchstäblich in die richtige Richtung lenken konnten! Denken Sie daran, nach der Lieferung des Vinylbodens nicht sofort mit der Verlegung zu beginnen, sondern den Belag erst 24 Stunden vor Ort akklimatisieren zu lassen. Danach sollten Sie Ihre Überlegungen prüfen, indem Sie einige Belagsstücke in die geplante Richtung verlegen. Am besten, Sie wählen dazu einen hellen Tag mit viel Sonnenlicht, sodass der Raum mitsamt dem Bodenbelag gut ausgeleuchtet wird. Probieren Sie bei dieser Gelegenheit auch die alternativen Verlegerichtungen aus. Letzten Endes zählen nicht unsere Anregungen, sondern dass Sie die Entscheidung mit Ihrem persönlichen Geschmack vereinbaren können!