Im Vergleich zu privaten Arbeitszimmern, stellen gewerblich genutzte Büros ungleich höhere Anforderungen an Bodenbeläge. Hier ist nicht nur mit einer höheren mechanischen Beanspruchung durch häufiges Begehen, schwere Aktenschränke und rollende Bürostühle zu rechnen, sondern auch von einer höheren Grundlautstärke auszugehen, der eine Trittschalldämmung effektiv entgegenwirkt. Für eine gesunde Luftqualität an den Arbeitsplätzen kann mit einem schadstoffarmen, emissionsgeprüften Bodenbelag viel getan werden. Und wenn Büroräume nicht nur Mitarbeitern, sondern auch Kunden, Lieferanten und anderen Geschäftspartnern offenstehen, ist es wünschenswert, dass der Belag den repräsentativen Charakter der Einrichtung unterstreicht. All das darf selbstverständlich nicht dazu führen, dass der Quadratmeterpreis für den Fußboden ins Unermessliche steigt, denn Büroräume sind für Unternehmen nur ein Kostenfaktor unter vielen.
Vor diesem Hintergrund fiel die Wahl früher häufig auf Linoleum oder Nadelvlies, deren Gestaltungsspielräume jedoch nicht mit modernen Designböden vergleichbar sind. Speziell Vinylboden im Dielen-, Fliesen oder Plankenformat erhält zunehmend den Vorzug gegenüber klassischen Büro-Bodenbelägen. Er vereint viele technische und praktische Vorteile auf sich und wird zugleich den gestiegenen ästhetischen Ansprüchen gerecht, die auch an Büromöbel und -dekoration gestellt werden. Doch kann man den elastischen Bodenbelag uneingeschränkt empfehlen oder bringt er auch Nachteile mit sich? – Wir fassen das Pro und Contra für Sie zusammen!
Pro: Vinylboden ist strapazierfähig
Vinylböden sind auf Grund ihres elastischen Materialaufbaus äußerst strapazierfähig. Dennoch eignet sich nicht jedes Modell für jeden Anwendungsbereich. Während Einzelbüros wenig frequentiert werden, bringt ein Großraumbüro deutlich mehr Belastungen für einen Bodenbelag mit sich. Hier gehen täglich mehrere Angestellte ein und aus, werden Stühle hin- und hergerückt, Kaffeetassen verschüttet und Rollcontainer bewegt. Ein Vinylboden mit geringer Nutzschicht leidet unter diesen Bedingungen schnell an Abnutzungserscheinungen: Während Sie im heimischen Arbeitszimmer mit 0,30 mm auskommen, sollte im Einzelbüro kein Belag mit weniger als 0,40 mm, besser noch mit 0,55 mm Nutzschicht liegen. Sie finden die entsprechende Angabe auf den Artikeldetailseiten unseres Onlineshops – entweder in der Kurzbeschreibung zum gewünschten Belag oder in seinem technischen Datenblatt, dass Sie im Reiter Dokumente herunterladen können.
Alternativ können Sie sich an der Nutzungsklasse der Beläge orientieren: Für gewerblich genutzte Bereiche eignen sich Vinylböden mit einer Nutzungsklasse zwischen 31 und 34. Diese Bodenbeläge können gleichzeitig in allen privaten Wohnbereichen verlegt werden. Vinylboden mit der Nutzungsklasse 32 entspricht den Anforderungen von Einzel- bis Doppelbüros. Für Großraumbüros und andere gewerbliche Bereiche mit einer intensiven Nutzung sollten Vinylböden mindestens die Nutzungsklasse 33 aufweisen.
Pro: Vinylboden kann geklickt oder geklebt werden
Es liegt in der Natur der Dinge, dass Büros nicht über einen längeren Zeitraum geschlossen werden können – selbst bei Renovierungsarbeiten wird gerne aufs Tempo gedrückt. Ein Bodenbelag, der diesem Zeitdruck gerecht wird, ist Vinylboden zum Klicken, weil er bei laufendem Geschäftsbetrieb geräusch- und schmutzarm verlegt werden kann. Gegenüber Klebevinyl ist seine Verlegedauer um ein Vielfaches verkürzt. Hinzu kommt der Gesundheitsaspekt, der gerade in Bereichen eine große Rolle spielt, in denen sich Menschen über eine lange Zeit aufhalten: Durch die klebstofffreie Verlegung vermeiden Sie jegliche Ausdünstungen von Lösemitteln. Zudem kann Klick-Vinyl nach dem Ende der Mietdauer problemlos wieder entfernt werden.
Sein Pendant zum Verkleben verursacht nicht nur mehr Verlegeaufwand, sondern benötigt auch eine gewisse Trocknungszeit, die – je nach Klebstoff – bis zu 24 Stunden beträgt. Danach ist Klebevinyl aber grundsätzlich dimensionsstabiler und langlebiger als Klick-Vinyl. Hinzu kommt, dass seine geringe Aufbauhöhe eine Verlegung auf Altbelägen ermöglicht und das Kürzen von Türblättern in der Regel überflüssig macht. Ein weiterer Pluspunkt von Klebevinyl sind seine akustischen Eigenschaften: Weil die Klebemittel jegliche Hohlräume und Luftpolster zwischen ihm und dem Untergrund verschließen, treten weniger Geh- und Trittgeräusche als bei Klick-Vinyl auf.
Beliebte Vinylböden mit Trittschalldämmung
Pro: Vinylboden ist mit Trittschalldämmung erhältlich
Die permanente Geräuschkulisse in Großraumbüros ist ein Stressfaktor. Telefonate, klappernde Absätze im Flur, Gespräche unter Kollegen und das Klackern der Tastaturen reduzieren die Leistungsfähigkeit aller Anwesenden um bis zu 10 %. Bis zu 55 Dezibel kommen dabei durchaus zusammen – klassische Schreibmaschinen oder vorbeifahrende Autos sind kaum lauter. Auch körperlich wirkt sich eine schlechte Raumakustik aus: Der Blutdruck steigt. Es kann zu Kopfschmerzen und Verspannungen, Schlafstörungen und Magen-Darm-Problemen kommen. Mit einem Vinylboden lassen sich zumindest die Geh- und Trittgeräusche in Bürolandschaften erheblich reduzieren. Aufgrund seiner Elastizität federt der Bodenbelag nach und verursacht weniger Geräusche. Bei Klick-Vinyl gleichen viele Hersteller die mäßigen akustischen Eigenschaften aus, indem sie ihre Beläge mit Trittschalldämmungen ausstatten. Ist eine solche nicht integriert, empfehlen wir unbedingt, eine separate Dämmunterlage zu verwenden!
Pro: Vinylboden ist anspruchslos
Gerade in stark frequentierten Bereichen kommt es schnell zu Verschmutzungen und kleineren Schäden am Bodenbelag. Für aufwendige Reinigungs- und Pflegemaßnahmen bleibt dann selten Zeit. Vinylböden lassen sich dank ihrer relativ glatten Oberfläche unkompliziert reinigen. Bei leichten bis normalen Verschmutzungen genügt Staubsaugen und nebelfeuchtes Wischen, damit der Büroboden wieder strahlt. Stärkere Verschmutzungen können Sie mit einem Neutralreiniger entfernen. Über die normale Unterhaltsreinigung hinaus, benötigen Vinylböden kaum Pflege. Leichte Gebrauchsspuren lassen sich mit einem "Refresher" behandeln. Bei tieferen Kratzern müssen Sie meist nicht den gesamten Bodenbelag erneuern, oft genügt der Austausch der betroffenen Belagsstücke. Um großflächige Abnutzungserscheinungen zu beseitigen, empfiehlt sich eine Neuversiegelung des Vinylbodens. Sollte eines Tages eine Renovierung anstehen, können verklebte Beläge aufgrund ihrer geringen Gesamtstärke als Untergrund liegenbleiben. Schwimmend verlegte Beläge sollten dagegen entfernt werden. Sie lassen sich dank ihrer Klicksysteme problemlos abnehmen und hinterlassen keine Rückstände. (Bild: The Standing Desk, Unsplash)
Unentschieden: Vinylboden ist gesundheitlich unbedenklich
Das Thema Wohngesundheit spielt nicht nur bei privaten Konsumenten eine immer größere Rolle, auch Unternehmen achten zunehmend auf optimale Arbeitsbedingungen und haben verinnerlicht, dass dazu auch eine gute Raumluftqualität in ihren Büros gehört. Bodenbeläge aus zweifelhaften Materialien können diese gefährden und sogar gesundheitsschädlich sein. Die Gefahr geht von Schadstoffen und flüchtigen organischen Verbindungen (kurz: VOC) aus, die vom Bodenbelag an die Raumluft abgegeben werden. Auch bei Vinylböden wurden in der Vergangenheit solche Emissionen nachgewiesen. Aus diesem Grund veränderten die führenden Hersteller ihre Rezepturen zugunsten gesundheitlich unbedenklicher und natürlicher Inhaltsstoffe. Eine Vielzahl an Zertifikaten gibt Aufschluss darüber, ob ihre Beläge nationalen und internationalen Standards entsprechen:
- Das wohl bekannteste unter ihnen ist der "Blaue Engel": Vinylböden, die das deutsche Umweltzeichen tragen dürfen, werden umweltfreundlicher hergestellt als andere. Durch ihre Herstellungsweise werden mehr Recyclingmaterialien verwendet als Primärmaterialien. Zudem sind sie emissionsarm und schonen damit die Raumluft.
- Hinter "Cradle-to-Cradle" (C2C) steckt das Konzept einer konsequenten Kreislaufwirtschaft. Die Zertifizierung des gemeinnützigen Cradle to Cradle Products Innovation Institute zertifiziert Produkte hinsichtlich der Materialgesundheit, Kreislauffähigkeit, dem Einsatz erneuerbarer Energien, soziale Gerechtigkeit und ein verantwortungsvoller Umgang mit Wasser. Insgesamt fünf Grade der Zertifizierung – Basic, Bronze, Silber, Gold und Platin – sind derzeit möglich. Viele Vinylboden sind bereits mit Silber zertifiziert.
- FloorScore gibt Aufschluss darüber, ob die Emissionen von Vinylböden die Auflagen der California Section 01350 erfüllen. Bewertet werden hier flüchtige organische Verbindungen in der Raumluft. Gelangen die gas- und dampfförmigen Stoffe organischen Ursprungs in großer Menge in die Raumluft, können sie die Gesundheit und die Umwelt schädigen. FloorScore soll dazu beitragen, dass Bodenbeläge mit möglichst geringen VOC-Emissionen hergestellt werden.
- Eurofins Indoor Air Comfort (Gold) kennzeichnet ebenfalls die VOC-Emissionen. Produkte mit dem Zertifikat in Gold müssen nicht nur die Grenzwerte der wichtigsten europäischen Bestimmungen unterschreiten. Auch die Werte der freiwilligen Emissionslabel auf dem Markt muss das Produkt unterschreiten. Damit stellt Indoor Air Comfort Gold höhere Anforderungen an Produkte als anderen Zertifikate.
- Weitere Zertifikate sind GREENGUARD®, das strenge Obergrenzen für chemische Emissionen in Innenräumen fordert, das französische Label für flüchtige organische Verbindungen (VOC) bei Produkten, die auf dem französischen Markt gehandelt werden, sowie das TÜV PROFiCERT – product Interior als Zertifizierungssystem des TÜV Hessen. Hierbei handelt es sich um eine freiwillige Zertifizierung, mit der Hersteller von Bodenbelägen ihre Produkte auf VOC-Emissionen und Schadstoffe überprüfen und bewerten lassen.
Wenn Sie trotz aller Zertifikate unsicher sind, ob Vinylboden die richtige Lösung für Ihr Büro ist, haben wir noch einen Tipp: Viele Hersteller stellen inzwischen biologische Vinylböden her, die ohne chemische Zusätze wie Lösungsmittel, Weichmacher oder Chlor auskommen! Das macht sie vollkommen geruchsneutral und gesundheitlich unbedenklich. Da sich ihre Materialien teils bis zu 90 % aus nachwachsenden Rohstoffen und natürlichen Füllstoffen wie Kreide, Rapsöl oder Rizinus-Öl zusammensetzen, kann sogar vollständig auf Polyvinylchlorid (PVC) verzichtet werden. Deshalb heißen die Beläge im Handel auch "Bio-Vinyl" oder "Bio-Designböden". Ohne den Kunststoff sind sie genauso strapazierfähig, gelenkschonend, fußwarm, pflegeleicht und langlebig wie klassische Vinylböden.
Contra: Vinylboden kann unter Bürostuhlrollen leiden
Um länger Freude an Ihrem Büro-Boden aus Vinyl zu haben, sollten Sie auf den Einsatz von Kunststoffrollen an Bürostühlen verzichten. Mit ihrer nachgiebigen Oberfläche reagieren Vinylböden empfindlich auf das harte Material. Vor allem beim Sitzen kommt es zu sogenannten Punktbelastungen, die sich leicht einprägen. Schmutz und andere Partikel zwischen den Kunststoffrollen führen außerdem zu Kratzern in der Oberfläche des Bodenbelags. Als Alternative kommen Gummirollen infrage. Diese sind wesentlich weicher und hinterlassen weniger Spuren. Oder Sie verlegen Bodenschutzmatten, um einen direkten Kontakt von Stuhlrollen und Bodenbelag zu vermeiden. Sollte es dennoch zu Gebrauchsspuren kommen – wie es bei Dauerbelastung kaum zu vermeiden ist –, bleibt Ihnen die Möglichkeit, Ihren Vinylboden neu zu versiegeln. Diese Auffrischungsmaßnahme sollten Sie allerdings einer handwerklichen Fachkraft überlassen.
Schutzmatten für Vinylboden im Büro
Fazit
Vinylboden eignet sich sehr gut für den Einsatz in Büros. Die strapazierfähigen Bodenbeläge lassen sich schnell verlegen, benötigen kaum Pflege und tragen schallmindernd zu einem produktiven Arbeitsklima bei. Es spricht auch nichts dagegen, Vinylboden im privaten Arbeitszimmer oder Homeoffice zu verlegen. Hier bieten Beläge mit Klicksystem nicht nur einen Zeitvorteil, sondern sparen auch die kostspielige Hilfe eines Bodenlegebetriebs. Abgesehen von ihren technischen Vorzügen, beeindrucken Vinylböden heute mit einer vielseitigen Ästhetik, die zum einen der natürlichen Eleganz von Parkett nacheifert – realistische Holznachbildungen machen es möglich. Zum anderen können sie ohne Weiteres mit Fliesenbelägen oder oberflächenfertigen Böden konkurrieren.