Nutzungsklassen bei Bodenbelägen | Tabelle & Beispiele

Bodenbeläge unterliegen mechanischer Beanspruchung und sind entsprechend klassifiziert
Bodenbeläge unterliegen mechanischer Beanspruchung und sind entsprechend klassifiziert

Viele unserer Interessenten aus dem Heimwerkerbereich machen folgende Erfahrung: Sie kommen in unseren Onlineshop, suchen sich einen Bodenbelag aus und bestellen sich davon ein Muster, um einen genaueren Eindruck zu gewinnen. Bleibt der Belag dann ihr Favorit, beginnen sie, sich näher mit seinen technischen Eigenschaften zu befassen. Und schließlich stellen sie sich die Frage, ob sie den Belag wirklich bestellen sollten. Könnte etwas dagegen sprechen, von dem sie noch nichts wissen? – An diesem Punkt nehmen sie häufig (aber leider nicht immer) Kontakt mit uns auf. Und unser Serviceteam stellt Ihnen die entscheidende Frage: Wo soll der Bodenbelag verlegt werden?

Für welche Verlegeorte sich ein Bodenbelag eignet und für welche nicht, hängt von seinen technischen Eigenschaften ab. Die wichtigsten davon sind in dem technischen Datenblatt des Herstellers dokumentiert. Es gehört zum Lieferumfang eines Bodenbelags und ist meist in tabellarischer Form gehalten. Bei den meisten Bodenbelägen unseres Sortiments werden Sie in diesen Tabellen eine Angabe zu den Nutzungsklassen finden, für die der Belag zugelassen ist.

Was sind Nutzungsklassen?

Nutzungsklassen gibt es nicht nur bei Bodenbelägen, sondern auch bei Holz. In beiden Fällen dienen die Klassen dazu, verschiedene technische Eigenschaften auf den Punkt zu bringen, damit am Ende eine einfache, aber klare Information steht: So geben die Nutzungsklassen von Holz an, ob das Material am Verwendungsort viel oder wenig Feuchtigkeit ausgesetzt sein darf. Ist der Verwendungsort beispielsweise ein Innenraum, reicht es, wenn das Holz die Nutzungsklasse 1 erfüllt. Soll es an einem ungeschützten Außenbereich verwendet werden, muss es die Nutzungsklasse 3 erfüllen.

Was sind Nutzungsklassen bei Bodenbelägen?

Auch bei Bodenbelägen geben die Nutzungsklassen an, für welche Verwendungsorte ein Belag geeignet ist – und im Umkehrschluss: für welche nicht. Grundlegend unterschieden wird dabei dreistufig zwischen Wohnräumen, Gewerberäumen und industriell genutzten Räumen. In all diesen Räumen unterliegen Bodenbeläge einer mechanischen Beanspruchung. Allerdings ist diese in Wohnräumen eher niedrig und in der Industrie eher hoch. Demzufolge werden für Wohnräume niedrige und für den industriellen Bereich hohe Nutzungsklassen definiert. Bodenbeläge, die keiner hohen Beanspruchung gewachsen sind, können somit nur für niedrige Nutzungsklassen freigegeben werden. Umgekehrt werden Beläge, die einer hohen Beanspruchung gewachsen sind, für alle niedrigeren bis zur höchstmöglichen freigegeben.

Alle Hersteller von Designböden, Laminatböden, Linoleum, Textilböden, Bodenbelägen aus Polyvinylchlorid (kurz: PVC oder Vinyl) sowie Kork enthaltenden Böden sind dazu verpflichtet, ihre Beläge zu klassifizieren, damit ihre Käuferschaft eine transparente und verlässliche Auskunft erhält. Grundlage dafür bildet die DIN EN ISO 10874 "Elastische, textile und Laminat-Bodenbeläge". Einige Hersteller sprechen vereinfacht von der "europäischen Klassifizierung".

Sind Nutzungsklassen auch Abrieb- und Beanspruchungsklassen?

Kurz gefasst: Ja! Nutzungsklassen von Bodenbelägen werden auch als Beanspruchungsklassen bezeichnet. Dieser Begriff bringt sogar besser zum Ausdruck, dass es um die mechanische Beanspruchungsfähigkeit geht – und nicht um andere technische Eigenschaften wie Brandverhalten, Feuchtigkeitsbeständigkeit, Rutschhemmung oder Wärmedurchlass. Für diese Eigenschaften gibt es keine Klassen. Die einzelnen Werte finden Sie im technischen Datenblatt eines Bodenbelags.

Handelt es sich um einen Laminatboden, dann wird die Nutzungsklasse nicht als solche ausgewiesen. Der Hersteller spricht dann von einer Abriebklasse oder – technischer formuliert – von der "Beständigkeit gegenüber Abriebbeanspruchung". Die Abriebklassen werden analog zu den Nutzungsklassen unterteilt nach Wohnräumen und gewerblichen Bereichen.

Nutzungsklassen bei Design-, Laminat-, Linoleum-, Textil- und Vinylboden

Im Folgenden möchten wir Ihnen veranschaulichen, welche Verlegeorte und Anwendungsbereiche sich hinter den einzelnen Nutzklassen verbergen. Die Nummerierung beginnt bei Ziffer 2 für Wohnräume bzw. privat genutzte Räume und geht bis Ziffer 4 für industriell genutzte Räume. Dazwischen liegen die Klassen mit Ziffer 3 für gewerblich genutzte und andere öffentlich zugängliche Räume. Die zweiten Ziffern nach 2, 3 oder 4 geben an, wie stark die mechanische Beanspruchung in den jeweiligen Räumen ist. Bei den Abriebklassen wird von der niedrigsten (AC1) zur höchsten (AC6) durchnummeriert.

Nutzungsklassen 2 für Wohnräume bzw. privat genutzte Räume

Klasse Beispiele für Räume Empfohlene Bodenbeläge
21 (entspricht Abriebklasse AC1) Gästezimmer, Schlafzimmer uneingeschränkt
22 (AC2) Esszimmer, (Innen-)Flure, Kinderzimmer Design- und Vinylboden
23 (AC3) Küchen, Treppenhäuser, Wohnzimmer Design- und Vinylboden

Nutzungsklassen 3 für gewerbliche und öffentlich genutzte Räume

Klasse Beispiele für Räume Empfohlene Bodenbeläge
31 Hotelzimmer, Kleinbüros, Konferenzräume Design- und Vinylboden sowie Textilboden
32 (AC4) Einzelbüros, Geschäfte, Kindergärten, Warteräume Design- und Vinylboden sowie Linoleum zum Kleben
33 (AC5) Empfangsbereiche, Großraumbüros, Klassenzimmer, Warenhäuser Vinylboden zum Kleben sowie PVC-Meterware
34 (AC6) Flughafenterminals, Mehrzweckhallen Vinylboden zum Kleben sowie PVC-Fliesen

Nutzungsklassen 4 für industriell genutzte Räume

Klasse Beispiele für Räume Empfohlene Bodenbeläge
41 Bereiche mit überwiegend sitzend ausgeführten Tätigkeiten PVC-Fliesen und Vinylboden zum Kleben
42 Bereiche mit überwiegend stehend ausgeführten Tätigkeiten PVC-Fliesen
43 Lager- und Produktionshallen PVC-Fliesen als Alternative zu Beschichtungen

Gibt es Nutzungsklassen bei Kork und Parkett?

Bei Bodenbelägen, die überwiegend aus den Naturmaterialien Holz und Kork bestehen, sind die Hersteller nicht verpflichtet, Nutzungsklassen anzugeben. Aus unserem Sortiment betrifft dies vor allem die Fertigparkettböden. Hier können Sie sich stattdessen an technischen Eigenschaften wie der Belagsstärke respektive der Stärke der Deckschicht orientieren. Je mehr Millimeter angegeben sind, umso stabiler und strapazierfähiger ist der jeweilige Belag.

Anders verhält es sich bei Bodenbelägen, die nur anteilig aus den Naturmaterialien Holz und Kork bestehen: Weit verbreitet sind beispielsweise Korkparkett, Rigid-Kork-Fertigböden und Vinyllaminat (also Vinylboden mit hochdichter Faserplatte), die Sie ebenfalls in unserem Sortiment finden. Für sie gilt uneingeschränkt die oben genannte DIN EN ISO 10874. In den Datenblättern der Beläge muss somit eine Nutzungsklasse angegeben sein.

Fazit

Nutzungsklassen sind für Interessenten eine entscheidende Information, um die Eignung eines Bodenbelags für Verlegeorte einschätzen zu können. Dank ihrer klaren und intuitiven Unterteilung, können Bodenbeläge für Wohnräume, Gewerbeobjekte oder industrielle Bereich auch von Laien ohne weitere technische Kenntnisse unterschieden werden.

Wer sich trotz allem nicht mit den Nutzungsklassen auseinandersetzen möchte, findet bei vielen elastischen Bodenbelägen, wie Designböden, Laminat und Vinylböden, einen weiteren Indikator, aus dem sich ableiten lässt, wie ein Belag auf mechanische Beanspruchung reagiert. Die Rede ist von der Nutzschichtdicke. Sie gibt an, wie dick die oberste Schicht der Beläge ist. Nutzschichten bestehen oft aus strapazierfähigem Vinyl oder einer ähnlich robusten Materialmischung. Je dicker die Schicht aufgebaut ist, umso besser kann ein Belag Stößen, Kratzern und weiteren mechanischen Einflüssen standhalten.

Deshalb gilt auch die Faustregel: Je dicker die Nutzschicht, umso höher auch die Nutzungsklassen, für die ein Bodenbelag freigegeben ist. Lesen Sie dazu auch die weiterführenden Beiträge in unserem Ratgeber: