(Bild: Juan Marin, Unsplash) Stürze in den eigenen vier Wänden sind noch immer ein unterschätztes Risiko. Das gilt auch für schmerzhafte Ausrutscher im öffentlichen Raum, z. B. in Geschäften oder Behörden. Rutschfeste Bodenbeläge können solche Unfälle verhindern. Unter welchen Voraussetzungen Sie solche Anti-Rutsch-Böden verlegen sollten und in welchen Räumen, fassen wir für Sie zusammen.
Was ist ein rutschfester Bodenbelag?
Ein rutschfester Bodenbelag zeichnet sich nicht durch ein bestimmtes Material aus. Vielmehr ist seine rutschhemmende Wirkung ausschlaggebend. Sie entsteht durch eine besondere Oberflächenbeschaffenheit, die man mit Rauheit oder Griffigkeit umschreiben kann. Durch sie kann der Fußbodenbelag für Trittsicherheit sorgen. Der Grad der Rutschhemmung wird im Prüflabor mittels Begehung auf einer neigbaren Fläche ermittelt. Die Prüfung für Nassbereiche erfolgt barfuß, während die Prüfung für gewerbliche Einsatzbereiche mithilfe eines speziellen Prüfschuhs erfolgt.
Nach DIN 51130 "Prüfung von Bodenbelägen - Bestimmung der rutschhemmenden Eigenschaft - Arbeitsräume und Arbeitsbereiche mit Rutschgefahr - Begehungsverfahren - Schiefe Ebene" werden hierzulande folgende Rutschfestigkeitsklassen (auch: Rutschhemmklassen genannt) unterschieden:
Klasse | Anwendungsbereich |
R 9 | normale Anwendung, z. B. im Büro- und Wohnbereich |
R 10 | für barrierefreie Bereiche, z. B. öffentliche Waschräume und Toiletten |
R 11 | mit einem erhöhten Haftreibwert, z. B. auf Außentreppen oder für Küchen in Kindertagesstätten |
R 12 | mit einem großen Haftreibwert, z. B. Krankenhausküchen oder Küchen, in denen mehr als 100 Gedecke produziert |
R 13 | sehr hoher Haftreibwert, z. B. industrielle Anlagen und Werkstätten |
Für nassbelastete Barfußbereiche gelten andere Einteilungen. Hier unterscheidet man drei Rutschhemmungsgruppen:
- A = Umkleideräume
- B = Duschräume
- C = Durchschreitebecken (Schwimmbäder)
Die meisten Bodenbeläge in unserem Onlineshop erfüllen die Rutschhemmklassen R9 oder R10. In Klasse R9 bringen sie einen geringen Haftreibwert mit, das heißt: Trittsicherheit bis zu einem Neigungswinkel von 6° bis 10° auf der schiefen Ebene. Sie eignen sich für die Anwendung in normal beanspruchten privaten Innenräumen und Büros. Mit Klasse R10 bringen Bodenbeläge einen normalen Haftreibwert mit, das heißt: Trittsicherheit bis zu einem Neigungswinkel ab 10° bis 19°. Damit eignen sie sich auch für normal beanspruchte Arbeits- und Eingangsbereiche, gewerbliche Küchen, Pausenräume, Werkräume, als Garagenböden sowie für Bäder, Waschräume und Toiletten – einschließlich öffentlicher Sanitäranlagen. Ladeneingänge, Außentreppen oder Küchen in Wohnheimen oder Kindertagesstätten verlangen nach einem Bodenbelag der Rutschhemmklasse R11, Krankenhausküchen nach R12. Die höchste Rutschhemmklasse R13 bietet einen sehr hohen Haftreibwert und sollte z. B. in Industrie- und Werkshallen eingesetzt werden, bei denen prozessbedingt rutschfördernde Flüssigkeiten auf den Boden gelangen können.
Warum ist ein Anti-Rutsch-Boden wichtig?
Während das Verlegen rutschsicherer Bodenbeläge in privaten Wohnbereichen nicht vorgeschrieben ist, stellt sich die Situation in öffentlichen Räumen anders dar. Hier wird über die Normen DIN EN 51097 "Prüfung von Bodenbelägen - Bestimmung der rutschhemmenden Eigenschaft - Nassbelastete Barfußbereiche - Begehungsverfahren - Schiefe Ebene" und DIN EN 51130 die Pflicht geregelt, für Trittsicherheit zu sorgen. Dies gilt insbesondere für den Gewerbebereich, jedoch sind auch Kindergärten, Schulen, Altenheime und Krankenhäuser davon betroffen.
Unabhängig von der Rechtslage, sollten Sie auch in Ihrem Privathaushalt über rutschfeste Böden nachdenken. Wer mag schon ausschließen, dass er eines Tages alters- oder krankheitsbedingt unter einer reduzierten Trittsicherheit leidet? Im Falle eines Falles kann dann ein rutschhemmender Bodenbelag Leben retten! Doch nicht nur ältere Menschen sollten über einen solchen Belag nachdenken. In jedem Haushalt können Unfälle durch Ausrutschen geschehen – sei es durch Feuchtigkeit von draußen, lose Blätter und Schmutz in der nasskalten Jahreszeit. Menschen mit Gehhilfen und Spezialschuhen profitieren ebenfalls von der Griffigkeit eines rutschfesten Bodens. Und nicht zuletzt lauern in allen Nassbereichen von Wohnungen Sturzgefahren. Deshalb sollte auch hier möglichst ein rutschfester Bodenbelag verlegt werden.
Geeignete Materialien für rutschfeste Bodenbeläge
Sind Sie grundsätzlich an einem rutschfesten Bodenbelag interessiert, werden Sie bei der Kaufentscheidung auch andere Kriterien einbeziehen als die Rutschfestigkeitsklasse. Optik und Haptik spielen eine große Rolle. Der Bodenbelag sollte attraktiv aussehen. Hinzu kommt, dass er alltagstauglich und pflegeleicht sein sollte. Besonders beliebt sind daher die Klassiker Parkett und Kork sowie moderne Materialien wie emissionsarmes Vinyl oder Epoxidharz. All diese Materialien sind gesundheitlich unbedenklich.
Oft wird unterschätzt, dass Naturstein und Fliesen sich besonders gut für die Verlegung in Feuchträumen eignen. Sie verhindern nicht nur, dass keine Feuchtigkeit in den Untergrund eindringt, sondern bieten auch eine hohe Sicherheit durch ihre Rutschhemmung – doch Achtung: Beschichtete Fliesen können gefährlich sein! Wenn Sie absolute Sicherheit in Feuchträumen haben möchten, sollten Sie sich für unbeschichtete Fliesen entscheiden.
Rutschfester Bodenbelag: Häufige Fragen
- 1 Sind rutschfeste Bodenbeläge rollstuhlgerecht?
Rutschfester Bodenbelag eignet sich bedingt für Rollstuhlfahrer. Hier sollten Sie die rutschhemmende Wirkung mit dem Rollwiderstand des Bodens abwägen. In der Regel gilt: Je höher die Anti-Rutsch-Eigenschaften des Bodenbelags sind, desto größer ist auch der Rollwiderstand.
- 2 Welcher Bodenbelag eignet sich für barfußbelastete Nassbereiche?
Für Barfußbereiche in Räumen, in denen stehende Nässe auftreten kann, eignen sich Beläge aus verschiedenen Materialien. Keramik, Naturstein, Betonwerkstein, Glas, Kunststoffe, Gummi, Edelstahl und Holz. Die Säurefliesner-Vereinigung e. V. veröffentlicht regelmäßig eine aktualisierte Übersicht, die so genannte "Rutschhemmende Bodenbeläge – Liste NB", auf der Sie aktuelle und für die praktische Anwendung geprüfte Bodenbeläge finden.
- 3 Wo ist die Rutschfestigkeitsklasse eines Bodenbelags im Onlineshop angegeben?
Sie finden die Angabe im technischen Datenblatt, das zu jedem Bodenbelag in unserem Sortiment hinterlegt ist. Rufen Sie sich die Artikeldetailseite des gewünschten Belags auf und klicken Sie dort auf den Reiter "Dokumente". Dann können Sie das Datenblatt öffnen oder herunterladen.