"Vinylböden verursachen Krebs! Sie sind gesundheitsschädlich und sollten nicht verwendet werden!"
Diese Aussagen sind auch heute noch zu hören – oft aus Unkenntnis der modernen Vinylbodenbeläge oder weil verschiedene Bodenbeläge sprichwörtlich in einen Topf geworfen werden. Auch wir werden an unserer Expertenhotline immer wieder danach gefragt, ob ein Vinylboden – gerade bei Familien mit Kleinkindern – bedenkenlos verlegt werden kann. Daher möchten wir mit unserem folgenden Expertenbeitrag ein klein wenig Licht ins Dunkel bringen.
Was ist ein Vinylboden überhaupt?
Vinylböden basieren auf dem Grundprodukt des PVC-Bodenbelags, sind allerdings als moderne und deutliche Weiterentwicklung zu sehen. In den Achtzigerjahren gab es tatsächlich einige PVC-Bodenbeläge, die phthalathaltige Weichmacher enthielten und damit den menschlichen Körper und die Umwelt belasten konnten. (Wer erinnert sich dabei nicht an graue Flure in Schulen oder Behörden, die von einem auffallenden chemischen Geruch erfüllt waren?) Nach dem massiven Umsatzeinbruch der PVC-Bodenbeläge und mit dem wachsenden Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein erfolgte jedoch ein Umdenken bei der Industrie. Sowohl bei den klassischen PVC-Bodenbelägen, als auch bei deren Weiterentwicklung, den Vinylböden, wurden umfassende Änderungen der Inhaltsstoffe und der Produktionsweise vorgenommen.
Woraus besteht ein moderner Vinylboden?
Bestand Polyvinylchlorid (PVC) früher aus den Grundstoffen Kochsalz, Erdöl und den Additiven Stabilisator, Weichmacher und Schlagzäh-Modifier, verwenden die Hersteller unserer modernen Vinylböden eher natürliche Additive bzw. gesundheitlich unbedenkliche Zusätze. Mit der Selbstverpflichtung der großen Markenhersteller (nur solche finden Sie in unserem Onlineshop) im Jahr 2000, künftig nur noch umwelt- und gesundheitsfreundlich zu produzieren, kam es zu einem umfassenden Wandel. Die Produktionsabläufe wurden nachhaltiger und die POP-Emissionen der Bodenbeläge erheblich reduziert. So verzichten inzwischen alle großen PVC- und Vinylboden-Hersteller auf den Einsatz von phthalathaltigen Weichmachern und setzen stattdessen auf alternative, phthalatfreie Weichmacher wie z. B. den Lebensmittelweichmacher Hexamoll® DINCH®.
Was ist gefährlich an Phthalaten?
Phthalate sind Verbindungen der Phthalsäure mit verschiedenen Alkoholen. Sie werden vor allem als Weichmacher für Kunststoffe, aber auch in Folien, Schläuchen, Tapeten, Sport- und Freizeitartikeln eingesetzt. Am häufigsten sind dies: Diisodecylphthalat (DIDP), Diisononylphthalat (DINP), Diethylhexylphthalat (DEHP), Dibutylphthalat (DBP) und Benzylbutylphthalat (BBP).
Ihre Zugabe verleiht dem sonst harten und spröden Kunststoff seine elastischen Eigenschaften. Dort, wo Menschen mit Phthalate in Berührung kommen, können diese unterschiedliche Wirkungen auf menschlichen Organismus haben. Einige sind nachweislich in der Lage, Einfluss auf das Hormonsystem zu nehmen, womit sie die Gesundheit schädigen:
- Aus diesem Grund stufte die Europäische Union (EU) beispielsweise die Phthalate DBP, DEHP und BBP im Jahr 2005 als fortpflanzungsgefährdend ein und verbot ihre Verwendung in Spielzeug und Babyartikeln.1
- Das Phthalat DPHP wirkte bei Tierversuchen schädigend auf lebenswichtige Hormondrüsen, die Hirnanhangsdrüse und die Schilddrüse.2
- Die Phthalate DIDP und DINP stehen laut Stiftung Warentest "im Verdacht, sich in hohem Maße in Organismen anzureichern und in Boden und Sedimenten langlebig zu sein".3
Um schädigende Wirkungen zu vermeiden und Konsumierende zu schützen, haben die Gesundheitsbehörden der EU und der Bundesrepublik Deutschland verschiedene Grenzwerte festgelegt. In einigen Produkten dürfen Phthalate deshalb gar nicht mehr verwendet werden. In anderen wurden nachweislich gesundheitsschädlichen Phthalate durch solche ersetzt, die "hinsichtlich ihrer Wirkungen auf die menschliche Gesundheit günstiger beurteilt werden."4 Neue Erkenntnisse ergaben, dass sich die Wirkung der Phthalate addieren können, wenn sie zusammen bewertet werden. Allerdings haben sich diese Erkenntnisse noch nicht auf die Art der Bewertung ausgewirkt.
Phthalate werden nicht nur im Zusammenhang mit elastischen Bodenbelägen diskutiert. Sie können im Kontakt mit anderen Materialien – wie Ölen und Fetten – in diese übergehen oder aus Produkten ausdünsten. Auch während der Verarbeitung können Phthalate in Lebensmittel gelangen, wenn beispielsweise Öl durch phthalathaltige PVC-Schläuche geleitet wird. In den Hausstaub gelangen Phthalate vorwiegend durch mechanische Belastung, wie etwa aus Tapeten oder eben aus Bodenbelägen. Phthalate werden inzwischen überall in der Umwelt nachgewiesen. Laut EU-Behörden gelangen ca. 95 % des Phthalats DEHP während der Produktentsorgung und Produktnutzung in die Umwelt – lediglich 5 % über die Produktion und Verarbeitung.
Was ist Vinylboden heute?
Moderner Vinylboden von qualitativ hochwertigen Markenherstellern hat mit den gesundheitsbedenklichen Bodenbelägen von früher also nichts mehr gemeinsam. Vinylboden-Hersteller wie Gerflor verwenden beispielsweise Getreidereste als Weichmacher. Tarkett, Project Floors und viele weitere Markenhersteller setzen auf den Lebensmittelweichmacher Hexamoll® DINCH®. Darüber hinaus haben einige große Vinylbodenhersteller sogar komplett PVC-freie Bio-Vinylböden im Sortiment. Diese Bio-Vinylböden bzw. PVC-freien Vinylböden werden allein auf der Grundlage von Polyurethan und natürlicher Materialien wie Rizinus- oder Rapsöl hergestellt.
Alle bei uns im Onlineshop gelisteten Markenhersteller verwenden für ihre Vinylböden Weichmacher ohne schädliche Phthalate, viele verzichten sogar vollständig auf den Einsatz von Chlor und Lösungsmitteln. Mussten Vinylböden früher immer verklebt werden, stehen mittlerweile auch moderne Verlegetechniken wie die schwimmende sowie die lose Verlegung zur Auswahl. Weiterhin kann ein immer größerer Teil der Vinylböden vollständig recycelt werden. Einige Produkte unseres Herstellers Tarkett haben für Ihren kompletten Rohstoffkreislauf sogar eine Cradle to Cradle-Zertifizierung (kurz: C2C-Zertifizierung) erhalten. Das bedeutet, dass die Vinylbeläge aus Materialien gefertigt werden, die nach ihrer Nutzung problemlos in den Rohstoffkreislauf zurückkehren können, um dann wieder von Tarkett dem Produktionsprozess zurückgeführt zu werden.
BodenFuchs24 empfiehlt: Vinylboden mit "Blauem Engel"
Bio-Vinylboden für ein Maximum an Natürlichkeit
In bestimmten Bio-Designböden wird sogar gänzlich auf Weichmacher und PVC verzichtet. Der Vinylboden, als moderne Weiterentwicklung vom PVC, besitzt meist einen heterogenen Mehrschichtaufbau, wobei der Grundträger bei Markenherstellern aus neuem, reinen PVC bzw. sortenrein recyceltem Vinyl besteht. Teilweise gibt es auch Vinylböden, bei denen die Trägerplatte aus Holzwerkstoffen wie hochdichter Faserplatte (HDF) oder Kork hergestellt und dann mit einer Oberschicht aus Vinyl versehen wird. Vinyl-Designbeläge können also komplett aus Vinyl oder auch aus mehreren verschiedenen Materialien bestehen.
Bioböden für gesundes Wohnen
Eine gesunde Alternative zu herkömmlichen Vinylböden sind Bioböden. Bioböden enthalten Weichmacher aus natürlichen Rohstoffen. Hersteller wie Gerflor, Wineo und Tarkett verwenden zur Produktion von Designböden ausschließlich natürliche Rohstoffe wie Raps- oder Rizinusöl oder reduzieren den Materialverbrauch bei der Herstellung. Diese Bodenbeläge gelten als besonders umweltverträglich und gesund, ohne die praktischen Eigenschaften von Vinyl zu verlieren. Diese Böden können problemlos in Kinderzimmern verlegt werden.
Trotz der natürlichen Bestandteile besitzen Bioböden dieselbe Strapazierfähigkeit wie Vinylböden. Bei diesen Böden wird lediglich auf gesundheitsschädliche Zusätze wie phthalthaltige Weichmacher, Lösungsmittel und Chlor verzichtet. Dies hat keinen Einfluss auf die Eigenschaften des Bodenbelags. Daher können Bio-Bodenbeläge auch in strapazierten Bereichen wie Krankenhäusern, Praxen, Auto- und Möbelhäusern, aber auch in privaten Wohnbereichen verlegt werden. Durch ihre Nutzschicht aus schadstofffreiem und strapazierfähigem Polyurethan (PU) wird der Bodenbelag vor äußeren Einflüssen wie Feuchtigkeit und Beschädigungen geschützt. Gleichzeit verleiht ihm die Nutzschicht eine hohe Pflegeleichtigkeit. Leichte Verschmutzungen lassen sich durch einfaches Kehren und Wischen vom Bodenbelag entfernen. Stärkere Verschmutzungen können mit einem Neutralreiniger und Wasser beseitigt werden, das heißt spezielle Pflege- und Reinigungsmittel sind nicht notwendig.
Auch die Verlegung unterscheidet sich nicht in der des Vinylbodens. Bioböden sind als Klebevinyl oder als Klick-Vinyl erhältlich. Bioböden können damit sauber, leise und schnell – dank der Klickmechanik sogar während des laufenden Geschäftsbetriebs – verlegt werden. Bei einer klebenden Verlegung sollte auf die Verwendung eines lösemittelfreien Leims geachtet werden, um die Gesundheits- und Umweltfreundlichkeit der Bioböden nicht negativ zu beeinflussen. Für die Verklebung am besten geeignet ist Leim auf Wasserbasis.
Vorteile von Bioböden im Überblick
- extrem strapazierfähig
- 100 % recycelbar
- attraktive Holz- und Stein-Dekore
- einfache Reinigung und Pflege
- schnelle und einfache Verlegung
- kann über den Hausmüll entsorgt werden
- vielfältig einsetzbar in gewerblichen und privaten Objekten
- umweltfreundlich
- wohngesund
Fazit
Moderner Vinylbodenbelag von hochwertigen Markenherstellern ist nicht gesundheitsschädlich. Alle modernen Vinylböden liegen weit unter den geforderten Grenzwerten für Schadstoffbelastungen und werden mit hochwertigen, teils natürlichen, Inhaltsstoffen hergestellt und belasten somit weder Umwelt noch die Gesundheit. Sie können sich in unserem Onlineshop also beruhigt Ihren Traumvinylboden aussuchen und die vielen Vorteile dieser Bodengattung erleben und genießen.
1 Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/themen/gesundheit/umwelteinfluesse-auf-den-menschen/chemische-stoffe/weichmacher/haeufige-fragen-zu-phthalaten-bzw-weichmachern#in-welchen-produkten-ist-der-einsatz-von-phthalaten-verboten, zuletzt aufgerufen am 18.08.2021
2 Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/378/dokumente/hbm-kom_stellungnahme_zu_dphp_im_bgbl.pdf, zuletzt aufgerufen am 18.08.2021
3 Quelle: https://www.test.de/Phthalate-Was-Sie-ueber-die-Weichmacher-wissen-sollten-5368775-0/, zuletzt aufgerufen am 18.08.2021
4 Quelle: https://www.bmuv.de/themen/gesundheit-chemikalien/chemikalien/phthalate, zuletzt aufgerufen am 14.03.2022