Jedem, der im Handel schon einmal selbst nach einem neuen Bodenbelag Ausschau gehalten hat, wird früher oder später dem Kürzel "PVC" begegnet sein. Das Material, das sich hinter den drei Buchstaben verbirgt, ist bis heute allgegenwärtig. Zum einen, weil viele günstige Kunststoffböden aus PVC gefertigt werden. Zum anderen, weil selbst hochwertige Parkett- oder Fliesennachbildungen nicht immer ohne PVC auskommen.
Was ist PVC?
PVC steht für Polyvinylchlorid – ein thermoplastischer Kunststoff, der sich seit Jahrzehnten in vielen Bereichen bewährt hat und nicht nur für Bodenbeläge Verwendung findet. Er ist flexibel, robust, pflegeleicht und kann in unterschiedlichsten Qualitäten produziert werden: von der schlichten, dünnen PVC-Rolle für wenig beanspruchte Räume bis hin zu mehrschichtig aufgebauten Designbelägen mit fotorealistischer Oberfläche und starker Nutzschicht.
Was ist Vinyl?
Vinyl ist eine umgangssprachliche Abkürzung für Polyvinylchlorid. Sie ist vor allem durch die schwarzen runden Tonträger bekannt geworden, die eigentlich Vinyl-Schallplatten heißen und sich wieder großer Beliebtheit erfreuen. Das Kürzel hat sich in den letzten Jahren weit verbreitet und gewissermaßen den Platz von PVC eingenommen: So ist anstelle von PVC-Tapeten meistens von Vinyltapeten die Rede und anstelle von PVC-Folien eher von Vinylfolien. Ein Grund dafür liegt sicher darin, dass Vinyl leichter über die Lippen geht und etwas weniger nach Chemiebaukasten klingt.
Um es noch einmal zu verdeutlichen: Vinyl ist das gleiche wie PVC. Beides sind gebräuchliche Abkürzungen für Polyvinylchlorid.
Bodenbeläge aus PVC und ihre Unterschiede
Demzufolge sind auch PVC- und Vinylböden aus technischer Sicht gleiche Böden, weil sie aus ein und demselben Grundmaterial bestehen.
Sollten Ihnen bei der Suche nach einem neuen Bodenbelag dennoch beide Bezeichnungen begegnen, dann liegt das daran, dass Hersteller und Händler einen "künstlichen" Unterschied machen: Viele von ihnen setzen PVC mit günstiger Rollenware gleich, während sie die preisintensiveren Varianten im Dielen-, Fliesen- und Plankenformat unter dem Kürzel Vinyl laufen lassen. Hintergrund dieser Strategie ist es, dass PVC in den Achtziger- und Neunzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts in Verruf kam und allen PVC-Produkten bis heute noch etwas von dem schlechten Image ihrer Vorgänger anhaftet. Dabei haben gesetzliche Regelungen und Selbstverpflichtungen der führenden Hersteller längst dazu beigetragen, dass PVC-Produkte umweltfreundlicher und unbedenklicher geworden sind.
Näheres dazu können Sie in folgenden Beiträgen unseres Ratgebers nachlesen:
Im Handel gilt das ungeschriebene Gesetz, wonach ein positives Image mit höheren Preisvorstellungen für ein Produkt einhergeht. Dieser Logik folgend geht die "künstliche" Unterscheidung von PVC- und Vinylböden mit objektiven Qualitätsunterschieden einher: PVC-Rollenwaren sind günstiger zu produzieren und erfüllen nicht die höchsten ästhetischen Ansprüche. PVC-Böden im Dielen-, Fliesen- oder Plankenformat sind aufwendiger in der Entwicklung, materialintensiver und letztlich ausgereifter in ästhetischer Hinsicht. Daher werden sie in der Regel als Vinyl respektive Vinylböden vermarktet.
In konkreten Zahlen bedeutet das für unser Sortiment, dass PVC-Böden als Rollenware bereits ab ca. 13 Euro/m² erhältlich sind, während der günstigste Vinylboden bei ca. 17 Euro/m² liegt. Mit steigender Qualität verwischen diese Unterschiede allerdings, sodass PVC-Fliesen für den gewerblichen Gebrauch beispielsweise preisintensiver sein können als viele Vinylböden mit modernem Rigid-Aufbau.
Vinyl- oder PVC-Boden: Was ist besser?
Pauschal lässt sich somit nicht beantworten, welche Bodenbeläge „besser“ sind. Die Antwort hängt stark vom jeweiligen Anwendungsbereich ab. Wenn es in erster Linie auf den Preis ankommt, ist klassischer PVC-Fußboden als Rollenware oft die erste Wahl: Er ist günstig, schnell verlegt und leicht zu reinigen. Für funktionale Räume wie Abstellkammern, Hauswirtschaftsräume oder Keller ist das völlig ausreichend.
Wenn Sie dagegen Wert auf eine hochwertige Optik, wohnliches Design und eine langlebige Lösung legen, fahren Sie mit einem modernen Vinylboden im besser. Dank authentischer Oberflächenstrukturen, besserer Trittschalldämmung und hoher Strapazierfähigkeit eignen sich Vinylfußböden ideal für Wohnbereiche, Küchen oder sogar Bäder. Auch bei Aufbauhöhe und Verlegeart bietet Vinyl heute mehr Auswahl – von lose liegenden Varianten bis hin zu vollflächig zu verklebenden Belägen.
PVC-Fliesen bilden eine dritte, oft weniger bekannte Variante: Sie sind robuster und stabiler als Vinyl und andere PVC-Böden und lassen sich einfacher verlegen. In Sachen Design und Strapazierfähigkeit können sie aber oft nicht mit hochwertigen Vinylböden mithalten. Wenn Sie also einen Fußbodenbelag für Keller, Werkstätten oder Garagen suchen, sind Sie mit Fliesen aus PVC gut bedient. Hochwertige Modelle eignen sich sogar für industriell genutzte Räume mit Staplerverkehr.
Vinyl- oder PVC-Boden verlegen: Was geht leichter von der Hand?
Ob Vinyl oder PVC – die Verlegefreundlichkeit hängt vor allem von der Gestalt des Bodenbelags und der vorgesehenen Verlegetechnik ab.
PVC-Rollenware gilt als besonders unkompliziert, wenn es um große, möglichst fugenlose Flächen geht. Der Bodenbelag wird einfach auf dem Untergrund ausgerollt, zurechtgeschnitten und – je nach Raumnutzung – lose verlegt, teilverklebt oder vollflächig verklebt. Das macht PVC-Rollenware ideal für funktionale Räume oder temporäre Lösungen. Der Nachteil: Die Handhabung der schweren, großformatigen Bahnen kann herausfordernd sein – gerade in verwinkelten Räumen. Zudem sollten mehrere Bahnen an ihren Stößen kalt oder thermisch miteinander verschweißt werden, damit sich ein sauberer Übergang ergibt.
PVC-Fliesen und Vinylböden bieten als Stückware mehr Flexibilität. Besonders beliebt sind Vinylböden mit Klicksystem, die ähnlich wie Laminat verlegt werden – also ganz ohne Kleber. Diese schwimmende Verlegung spart Zeit und ist auch für versierte Heimwerker gut zu bewältigen. Klebevinyl oder selbstklebende Varianten erfordern mehr Sorgfalt und einen annähernd ebenen Untergrund, sorgen dafür aber für eine besonders feste und langlebige Verbindung.
Fazit:
- Einfach: Vinylboden zum Klicken (werkzeugarm, schnell, sauber)
- Günstig: PVC-Rollenware zum Kleben (besonders bei großen Flächen)
- Flexibel: lose verlegbares Vinyl und PVC-Fliesen (modular, austauschbar)
- Dauerhaft: Vinylboden zum Kleben (besonders in beanspruchten Bereichen)
Vinyl- auf PVC-Boden verlegen: Geht das?
In der Praxis stellt sich häufig die Frage, ob ein neuer Vinylboden direkt auf einem bestehenden PVC-Bodenbelag verlegt werden kann. Grundsätzlich ist das möglich, aber es kommt – wie so oft – auf die Rahmenbedingungen an. Entscheidend ist der Zustand des alten PVC-Bodens. Er muss:
- fest verklebt,
- eben und kompakt im Aufbau,
- sauber, trocken, trennmittelfrei
- sowie frei von Rissen, Hohlräumen und Aufwerfungen sein.
Nur dann bietet er eine geeignete Grundlage für einen neuen Vinylboden. Ist der Altbelag beschädigt, porös oder von minderer Qualität, empfehlen wir, ihn komplett zu entfernen. Dies gilt insbesondere, wenn er noch gesundheitlich bedenkliche Weichmacher enthalten kann. Auch die Verlegeart des neuen Vinylbodens spielt eine Rolle:
- Klick-Vinyl mit integrierter Trägerschicht (z. B. Rigid Core oder hochdichte Faserplatte) kann bei intaktem Untergrund oft direkt auf dem alten PVC-Boden verlegt werden.
- Klebevinyl erfordert einen besonders glatten, tragfähigen und saugfähigen Untergrund. Hier ist es meist sinnvoller, den alten Bodenbelag vollständig zu entfernen und/oder eine Spachtelung vorzunehmen.
Zum Schluss ein Wort zu Feuchträumen: In Küche oder Bad sollte der Altbelag aus PVC zusätzlich auf Dichtheit geprüft werden. Denn wenn Feuchtigkeit durch ihn hindurchsickert, kann sie unter ihm möglicherweise nicht mehr entweichen und dann umliegende Materialien beschädigen.